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klick: unsere Route durch Vietnam
Mehr als 80% der ca. 82 Mio. Vietnamesen leben vom Reisanbau. Während Vietnam bis 1986 noch Reis importieren musste, um seine Bevölkerung ernähren zu können, ist das Land mittlerweile hinter Indien und Thailand zum drittgrößten Reisexporteur der Welt avanciert. Wohin man in Vietnam auch fährt, trifft man auf die unterschiedlichen Formen des Reisanbaus, die massgeblich durch die jeweilige Topographie bestimmt werden. Trotz dieser Fortschritte im Agrarsektor und in anderen Wirtschaftsbereichen gehört Vietnam jedoch zu den ärmsten Ländern Südostasiens.
- Geschichte und Politik - Wirtschaft und Bildung - Saigon - Mui Ne - Da Lat - Easy Rider Tour – 5 Tage durch das zentrale Hochland - Die Fahrt nach Hanoi und unser Best Friend der Agent - Hanoi - Sapa
Geschichte und Politik
Das heutige Vietnam gehörte – wie das gesamte Delta des Roten Flusses und des Mekong-Flusses von 111 v. Chr. über 1000 Jahre lang zum Territorium der chinesischen Han-Dynastie. 968 n. Chr. konnte Dinh Bo die Unabhängigkeit von China erzwingen, indem er die dort lebenden Völker vereinte und den Staat Dai Viet gründete. Fortan wurde das Land von unterschiedlichen Clans und Dynastien mit immer wieder wechselnden Namen und Landesgrenzen regiert bis 1802 Kaiser Gia Long als einziger Herrscher die Macht übernahm und das Land erstmals den Namen Vietnam erhielt.
Im Verlauf des 19. Jrh. entdeckten die Franzosen Vietnam als mögl. Hintertürchen zu den ressourcenreichen Provinzen Südchinas. Innerhalb von 70 Jahren eroberten sie Vietnam, Kambodscha und Laos und nannten diese Region Indochina-Union.
Die Franzosen entwickelten eine groß angelegte Reisproduktion für den Export, wobei viele der ehem. vietnamesischen Kleinbauern zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Im Jahre 1930 vereinte Ho Chi Minh die vielen bis dahin zerstrittenen antikolonialen Bewegungen und gründete die Kommunistische Partei Indochina. (Ho Chi Minh hatte sich schon früh dem Kommunismus zugewandt, verließ 1911 mit 21 Jahren Vietnam, wurde Mitbegründer der kommunistischen Partei Frankreichs und wurde später von den Kadern in China und Moskau zum Komintern-Funktionär ausgebildet).
Ho Chi Minhs Ziel war die Gründung eines unabhängigen Bauernstaates. Um die Revolution voranzutreiben, wurden Politkader in ländliche Regionen eingeschleust um dort revolutionäre Zellen zu bilden. Ho Chi Minh agierte die gesamte Zeit aus dem Exil in China.
Die Besatzung Frankreichs durch Nazideutschland 1940 sorgte für eine Umwälzung der bestehenden Ordnung in Vietnam. Bereits 1941 hatten die Japaner Vietnam und große Teile Südostasiens unter ihrer Kontrolle.
1941 kehrte Ho CHi Minh nach 30 Jahren Exil nach Vietnam zurück und gründete die Vietnamesische Befreiungsarmee, deren Rekruten in China ausgebildet wurden und nach und nach den Norden „befreiten“. Als die Japaner im August 1945 (Ende 2.WK) schließlich kapitulieren mussten, nutzte Ho Chi Minh die Gelegenheit und rief die Demokratische Republik Vietnam aus. Doch das kommunistische Vietnam fand im Potsdammer Abkommen, mit dem das Ende des 2. WK besiegelt wurde, keine Anerkennung. Statt dessen zwangen die wiedererstarkten Franzosen Ho Chi Minh in einem Abkommen, Vietnam als Staat der französischen Indochina-Union anzuerkennen. Doch keine der beiden Seiten hielt sich an dieses Abkommen und anfängliche Scharmützel zwischen den Vietminh-Guerilla und den französischen Truppen mündeten bald in offene Kämpfe, die hauptsächlich im zentralen Hochland geführt wurden, wo sich die Guerillas im Dschungel gut verstecken konnten. Der erste Indochina-Krieg hatte begonnen.
Nach dem Sieg der Kommunisten in China 1949, erhielt Vietnam fortan Unterstützung aus Peking und Moskau, weshalb die USA nun Frankreich unterstützten. Doch nach 5 Jahren erbitterter Kämpfe war Frankreich nicht mehr bereit weiterzukämpfen. Sie vereinbarten mit den Vietminh einen Waffenstillstand. Im Rahmen der Genfer Konferenz einigten sich beide Seiten auf die Teilung Vietnams in Nord und Süd, mit der Maßgabe, dass 2 Jahre später freie Wahlen folgen. Die USA verweigerten indes Ihre Zustimmung aufgrund ihrer Bedenken hinsichtlich des sich ausbreitenden Kommunismus in Südostasien, ganau wie der bis dato machtlose Kaiser Bao Dai, der sich zum Präsidenten Südvietnams erklärte und Ngo Dinh Diem zu seinem Ministerpräsidenten machte. Dieser wiederum schloss Dai kurz darauf aus der Regierung aus und übernahm selbst die Macht.
Ho Chi Minh begann im Norden unmittelbar mit dem Umbau in eine sozialistische Gesellschaft und die Umsetzung von Landreformen. Tausende unschuldige Bauern wurden von Volkstribunalen (Leihenrichter) ohne Verfahren als Landbesitzer verurteilt, gefoltert und hingerichtet oder in Arbeitslager gesteckt.
Parallel bereiteten die Kommunisten die Eroberung des Südens vor, ohne deren Reiskammern im Mekongdelta ein langfristiges Überleben im Norden kaum möglich sein würde. Es begann der Bau des legendären Ho Chi Minh Pfads, über den Menschen, Waffen und Material durch ganz Vietnam geschleust wurden, um kommunistische Zellen im Süden zu unterstützen. Der Pfad bestand aus 3 Hauptadern, war 15.000 KM lang, verlief überwiegend durch Laos und Kambodscha und stets durch schwierigstes Dschungel-Terrrain
Indessen verlor Diem aufgrund seines brutalen und repressiven Regimes zunehmend an Popularität in der Bevölkerung. Die über alle Medien weltweit ausgestrahlte Selbstverbrennung des Mönchs Quang Duc, lösten im ganzen Süden Unruhen und Demonstrationen gegen ihn aus. 1963 wurde er bei einem Staatsstreich erschossen. Ab 1964 stationierten die Amerikaner Truppen in Vietnam und flogen viele Einsätzen gegen nordvietnamesische Marinestützpunkte. 1965 eskalierte der Krieg. Im Rahmen der 3 Jahre andauernden Operation Rolling Thunder, warfen die USA die doppelte Menge an Bomben ab, wie alle Nationen im 2. WK zusammen. Ende 1967 waren mehr als 1 Mio. US-Soldaten in Vietnam.
Dennoch konnten sie den Ho Chi Minh Pfad nicht anschneiden und die kontinuierliche kommunistische Infiltrierung des Südens nicht stoppen. Nach der Tet-Offensive der Vietcong, bei der gleichzeitig über 100 Städte angegriffen und beide Seiten verheerende Verluste hinnehmen mussten, wurde der Druck auf Präsident Johnson derart groß, dass er Ende April erste Friedensgespräche anbot.
Ab 1970 zogen sich die US-Truppen unter Nixon schrittweise aus Vietnam zurück und rüsteten im Zuge dessen die vietnamesischen Truppen auf. Im Januar einigten sich die USA, Nordvietnam und Südvietnam mit dem Pariser Abkommen auf einen Waffenstillstand und den Abzug der US-Truppen. Doch schon bald darauf versuchte der Süden, die an den Norden verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Dezember 1974 holte der Norden zum Gegenschlag aus und überrannte die Provinz von Saigon. Daraufhin fielen die Städte im Süden wie reife Früchte, und schliesslich wurde auch die Hauptstadt Saigon eingenommen.
Nach der Wiedervereinigung Vietnams wurde der sozialistische Umbau im Süden fortgesetzt, um einen Bauernstaat zu schaffen. 100.000ende Südvietnamesen, sowie Andersdenkende, Intellektuelle, Mönche wurden in so genannte Umerziehungslager interniert, wo sie z. T. über 10 Jahre verschwanden. Über 840.000 Vietnamesen flohen als so genannte Boat-People. zum Seitenanfang
Wirtschaft und Bildung
Anfang der 80er Jahre konnte sich Vietnam nur noch durch russische Wirtschaftshilfe über Wasser halten. Ab 1986 wurden Wirtschaftsreformen eingeleitet, mit dem Ziel, die Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft umzuwandeln. Doch bergauf geht es erst seit der Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos und dem ASEAN-Beitritt im Jahr 1993. Seitdem fliessen wieder Investitionen ins Land und die Einnahmen aus Öl- und Reisexport sowie Tourismus steigen. Dennoch geht der Umbau nur langsam voran, und Korruption sowie ständig veränderte Bedingungen schrecken Investoren insbesondere in jüngster Zeit zunehmend ab. Menschenrechte finden nach wie vor wenig Beachtung und Andersdenkende müssen immer noch sehr vorsichtig sein mit ihren Äusserungen.
80% der Vietnamesen leben als Reis-Bauern auf dem Land. Des weiteren wird Kaffe, Zuckerrohr, Obst und Gemüse, Baumwolle und Tabak exportiert. Die wichtigsten ausländischen Investoren kommen aus der Textil-und Elektroindustrie - weitestgehend Unternehmen aus Singapur und Hong Kong. Die Wirtschaft wächst mit über 6% p.a., doch das Durchschnittseinkommen beträgt bislang nur 365 Euro p.a, Viele Menschen auf dem Land müssen indes sogar mit der Hälfte auskommen.
Mittlerweile besteht in Vietnam für alle Kinder eine Schulpflicht bis zur 9. Klasse, doch für eine weiterführende Ausbildung haben die meisten Familien kein Geld. Ferner werden die Kinder gebraucht, um der Familie auf den Feldern zu helfen. Die Zahl der Universitäten und Absolventen haben wir indes nicht recherchiert.
Die politische Führung steckt gewissermaßen in einem Konflikt. Bildung der Bevölkerung ist dringend notwendig, um an den Tempomacher China anzuknüpfen. Doch Bildung und Privatisierung von Eigentum führen zunehmend zur Individualisierung der Menschen, zur wachsenden Kluft zwischen reich und arm und zu wachsenden Ansprüchen der Vietnamesen. Dem muss die Regierung einerseits gerecht werden, sie fürchtet jedoch den damit zunehmenden Verlust an Kontrolle. Daraus resultiert ein politischer Zick-Zackkurs der eine solide Planung für Investoren erschwert. zum Seitenanfang
Saigon
Zwei Stunden nach unserer Ankunft am Mittag in Saigon landete auch Dany“s Flieger aus Sydney. (Dany ist Dalis Schwester und lebt seit eineinhalb Jahren in Sydney.)
Die Freude des Wiedersehens war natürlich sehr groß, insbesondere auch weil uns Dany erst am Abend im vereinbarten Hotel erwartete. Da wir aber schon einen Flug früher aus Phnom Penh erwischten als geplant, konnten wir Dany am Flughafen überraschen. Erstmal suchten wir uns ein Hotel in der Bui Vien in der Nähe des Kunstmuseums im Südwesten der Stadt. In dieser Gegend trifft man auf viele „Long Traveller“ findet gute Restaurants und Shopping-Spots und zum Saigon River ist es nicht weit.
Während die politischen Kader Vietnams im Norden in Hanoi sitzen, schlägt in Saigon (im Süden) der kommerzielle Puls dieses Landes. Überall wird gebaut und produziert, und es herrscht geschäftiges Treiben von Handwerkern und Händlern.
3 Millionen Motorräder (+10% p.a.) bilden unendliche bunte Blech-Karawanen auf allen wichtigen Strassen - wer eine von diesen erstmals überqueren möchte, hat ein scheinbar unlösbares Problem. Denn die mit 30-40 km/h auf 4 Spuren vorbeiziehende Schlange hört nie auf. Also läuft man nach endlosem vergeblichem Warten auf eine Lücke irgendwann einfach los. Voll rein ins Gewühl, in der Hoffnung, dass man nicht überfahren wird. Bei uns hat es glücklicherweise immer geklappt. Wir haben das Schicksal aber nicht unnötig herausgefordert. Manchmal lag ein Restaurant, das wir suchten auf der anderen Straßenseite, da haben wir uns eben ein anderes diesseits der Strasse gesucht. Nach nun fast einem Monat in Vietnam können wir mit Sicherheit sagen: Wir kennen kein anderes Land, in dem der Verkehr so chaotisch und ohne Einhaltung jeglicher Regeln verläuft. Selbst das Fahren in Ägypten ist im Vergleich ein Kindergeburtstag. Wer hier von einer Nebenstrasse auf eine Hauptstrasse abbiegt, fährt grundsätzlich ohne zu
schauen und mit stoischem Blick raus. Überholt wird auf beiden Seiten, ohne jeglichen Blick in den Spiegel…der wird nämlich sofort nach dem Kauf des Fahrzeugs demonstrativ abmontiert. LKWs und große Fahrzeuge haben immer Vorfahrt, und alle Fahrzeuge fahren mehr oder weniger mit Dauerhupe. Die Gegenspuren werden zum Überholen mitgenutzt, auch wenn ein entgegenkommendes Fahrzeug schon fast auf gleicher Höhe ist. Das muss dann eben auf den Seitenstreifen oder den Acker ausweichen, vollbremsen oder schauen wo es bleibt. Der überholende Fahrer macht sich darüber jedenfalls mit Sicherheit keinen Gedanken. Auch nicht nachdem es gekracht hat. Wir haben einige (kleinere Unfälle) gesehen. Bei einem saßen wir selbst im betroffenen Taxi, das auf der 8-spurigen Strasse am Saigon-River von der linken auf die rechte Spur wechselte. Die Strasse war in der rush hour auf allen Spuren voll befahren, doch der Fahrer zog in hier üblicher Manier einfach nach rechts rüber – so als gäbe es auf den zu überquerenden Spuren gar keine Fahrzeuge. Während die meisten geschnittenen Fahrzeuge bremsen oder ausscheren konnten, hat es ein Radfahrer nicht geschafft und bretterte -durch uns abgedrängt - ungebremst auf die Strasse. Ich war recht schockiert, doch als ich den Taxifahrer fragte ob er denn blind sei, reagierte der nur teilnahmslos und mit dem verständnislosesten Blick, der mir bislang entgegengebracht wurde. Everything ok…not our problem. Überhaupt: Immer wenn es irgendwo kracht, folgen bei den beteiligten nur hohle Blicke. Allein in Saigon krachte es 2004 übrigens 1500 mal tödlich (Vietnam ist weltweiter Top-Scorer bei Verkehrsunfällen) …Unfälle mit Verletzungen werden statistisch nicht erfasst.
Viele Stadtteile und insbesondere die Promenade am Flussufer sind geprägt von eindrucksvollen Kolonialbauten aus der Zeit der französischen Besatzung. Die meisten sind renoviert und werden nicht zuletzt für touristische Zwecke wie Hotels, Museen aber auch Art-Gallerien und Läden genutzt. Durch die Art-Gallerien sind wir oft und gerne geschlendert und haben ein paar schöne Bilder und Accessoires gefunden, die wir bereits als Andenken an Vietnam nach Hause gesandt haben. Aber auch die Regierung hat viele dieser Gebäude in Ämter umfunktioniert. Eines der schönsten Gebäude ist u. E. die Post gegenüber der Notre Dame Kathedrale (eine mäßige Kopie des Pariser Vorbilds). Aufgrund der französischen Missionierungen sind heute übrigens fast 10% der Vietnamesen Katholiken. Im gesamten Land trifft man auf viele kath. Kirchen
Im krassen Gegensatz zur Kolonialarchitektur stehen die kommunistischen Beton Bunker. Nur 5 Minuten von Notre Dame entfernt steht der hässliche Wiedervereinigungspalast, der nach dem Fall Saigons 1975 als Kommandozentrale der Vietcong diente.
Im Nordwesten des Zentrums befindet sich das Kriegsmuseum. Hier wird der Krieg durch Bilder und Exponate dokumentiert, und allerlei Kriegsbeute (vom Gewehr bis zum Hubschrauber und Flugzeug) stehen zur Schau. Trotz der fehlenden Hintergrundberichte und schriftlichen Dokumentationen, sprechen die Bilder und Exponate für sich und zeigen das Grauen einer modernen Kriegsmaschinerie und die bis heute andauernden Schäden für Mensch und Natur. Die Amis schütteten neben Napalm und chemischen Kampfstoffen über 75 mill. Liter Entlaubungsmittel über den Kampfgebieten aus. Die Folge sind bis heute kahle Landschaften, verseuchtes Grundwasser und schlimme Missbildungen bei Neugeborenen, was wir auf unserer weiteren Vietnamreise noch zu sehen bekommen sollten.
Die vielen und bestimmt sehenswerten Tempel der Stadt haben wir nach unseren Tempelbesuchen in Bangkok und Kambodscha weggelassen und sind stattdessen, neben Museumsbesuchen lieber 2 Tage durch die unterschiedlichen Stadtviertel und deren Shops, Cafes und Sehenswürdigkeiten geschlendert. Die Küche in Saigon ist sehr vielseitig und für jedermanns Geschmack, und der französische Kolonialeinfluss hat insbesondere leckere Backwaren ins Land gebracht. Croissants, Puddingteilchen und Kuchen sind hier so lecker…!!! Vom viel gepriesenen Nachtleben Saigons waren wir indes etwas enttäuscht. Die meisten Bars und Clubs haben den Charme deutscher Dorfdiscos, und die überall zur Zierde aufgestellten Plastikblumen sowie die in der Mitte geparkten Billardtische könnten wenigstens mal abgestaubt werden. Überhaupt ist in Südostasien Kitsch Trumpf, und je greller die Farbkombinationen der Deko desto besser. Damit jedoch nicht genug. Auch die Hörsinne kommen auf Ihre Kosten, denn in den meisten Läden ist Karaoke angesagt…selbstverständlich vietnamesische Songs – für unser europäisches Musikempfinden ebenfalls recht schwer verdauliche Kost. Einzelne Hotelbars mit vielen Expats bieten mehr westliches Ambiente und Musikprogramm – einen wirklich coolen „Laden“ konnten wir jedoch nicht finden. Der absolute „Ripp Off“ ist die berühmte Dachterasse des Hotel Rex. Hier gibt’s die schlechtesten und teuersten Cocktails der Stadt, bei „im weißen Rössl – Ambiente“ und schmieriger mexikanischer Begleitmusik. Von der Terrasse hat man einen schönen Ausblick auf die Blechlawinen unten auf den Strassen.
Von Saigon aus machten wir u.a. zwei eintägige Abstecher nach Süden. Einmal besuchten wir das legendäre Cu Chi Tunnel-Sytem, das die Vietcong im Widerstand gegen die Franzosen bauten und gegen die Amerikaner später ausbauten. Die Gegend um Cu Chi galt im „american war“ als Hochburg des Vietcong, und die Untergrundkämpfer versteckten sich in diesen Tunneln. Einen Teil des Tunnelsystems kann man selbst durchkriechen, um einen Eindruck vom dortigen Leben zu bekommen. Die Tunnel sind teilweise extra so eng gebaut, dass die schmalen Vietnamesen, nicht aber die korpulenteren Amis (oder wir) hindurchpassen. Dany und ich sind einen Abschnitt von ein paar hundert Metern bei teilweise totaler Dunkelheit und mit entgegenrauschenden Fledermäusen gekrochen. Trotzdem wir beide keine Platzangst haben, war es zwischendrin ein fast beängstigend enges Erlebnis, und wir kamen nach 20 Minuten völlig durchgeschwitzt, erschöpft und versüfft wieder raus. Kaum vorzustellen, dass die Vietcong hier teilweise über 2 Jahre gelebt und täglich viele Kilometer zurückgelegt haben.
Der 2. Ausflug führte ins Mekong-Delta. Aufgrund der langen Anreise mit Bus und Fähre, blieb leider nicht viel Zeit für mehrstündige Ruderfahrten auf einem der unzähligen Mekong-Seitenarne. Dennoch haben wir auch die kurze halbstündige Tour sehr genossen und können einen mehrtägigen Ausflug ins Delta empfehlen. Meiden sollte man jedoch die „5-Dollar Nepper, Schlepper Bauernfänger-Angebote“, bei denen Besuche von Kokos- und Zuckerfabriken versprochen werden. Man landet unwillkürlich in irgendwelchen abgelegenen Souvenir-Shops, wo in der Ecke ein heißer Topf mit Kokos-oder Zuckermelasse steht (die Fabrik), und man - obwohl man nix lieber möchte – nicht einfach abhauen kann. zum Seitenanfang
Mui Ne
Nach 4 Tagen In Saigon und Umgebung fuhren wir mit dem Bus in den 300 km nördlich gelegenen Fischerort Mui Ne. Ein sehr schöner ewig langer Strand (und guten Surf- Bedingungen), an dem man ungestörte Spaziergänge machen oder in einem der wenigen aber netten Strandcafes faulenzen kann. Nur hier in Mui Ne gibt es die kleinen runden Fischerboote, die aussehen wie kleine Nuss-Schalen. Die Fischer bewegen sie mit nur einem Ruder und einer sehr eigenwilligen Rudertechnik. Schon beim Zuschauen bekommt man Rückenschmerzen…doch es funktioniert und sieht sehr elegant aus. Und wenn die Fischer in der abendlichen Dämmerung mit ihrer „Nuss-Schalenflotte“ allesamt aufs Meer hinausfahren ist das ein sehr schöner Anblick.
Nicht weit entfernt von Mui Ne haben wir noch die gelben und roten DĂĽnen besucht und
eine Wanderung durch eine bildschöne Flusslandschaft unternommen (die Bilder sprechen für sich). zum Seitenanfang
Da Lat
Von Mui Ne brachen wir nach 5 Tagen auf, um ins kühlere Bergland nach Da Lat zu reisen. Die 6-stündige Busfahrt war echt nervig. Nicht nur die Tunnel von Chu Chi sondern auch die Bus-Sitze sind auf die kleinen Vietnamesen ausgerichtet. Während Dany und Dali damit wenig Probleme haben, hing ich jeweils zur einen Hälfte auf dem Sitz und zur anderen auf dem Gang. Und irgendwann weiß man nicht mehr wohin mit den Haxen…
Doch schon die herrliche Aussicht beim Aufstieg in die Berge, 1 Stunde vor der Ankunft in Da Lat, sollte die Strapaze der Reise vergessen lassen. Herrliche Täler mit blühenden grünen Reisfeldern umgeben von anmutigen Bergen und Wäldern. 
Da Lat hat uns auf Anhieb gefallen – auch die Menschen hier sind nicht so „pushy“ gegenüber Ausländern. Das hat uns in einigen Orten zuvor doch recht genervt: Wanna buy postcards… wanna drive moto… wanna, wanna, wanna ...auf Schritt und Tritt.
Nach fast 6 Wochen 25 – 35 Grad genießen wir die trockene Bergluft von 18-20 Grad und die angenehm kühlen Nächte auf fast 1600m Hohe.
Da Da Lat war im american war einer der wichtigsten US-Stützpunkte und blieb vollständig verschont. Auch in Da Lat treffen Besucher auf viel schöne französische Kolonial-Architektur und Prachtbauten vietnamesischer
Regierungsfürsten, die hier gerne ihre Wochenenden mit der Jagd verbringen. Da Lat ist aber auch Vietnams wichtigstes Anbaugebiet vieler Blumen- sowie Obst-und Gemüsesorten. Das Schlendern über die lebhaften und bunten Märkte ist ein Genuss für die Sinne. Da Lat ist zudem auch einer von Vietnams beliebtesten Honey Moon Orten. Hier verbringen die Couples ihre Hochzeitsnächte oder Flitterwochen. Dafür gibt es spezielle Hotels, die – in gewohnter Manier – keinen Wunsch nach Kitsch offen lassen…Pink is beautiful. Doch diese prägen in keiner Weise das Bild der Stadt – im Gegenteil, das Ambiente der Stadt ist sehr stilvoll
In Da Lat trafen wir gleich am ersten Abend auf die Easy Rider. Sie boten uns an, mit Ihnen das wirkliche Vietnam, fernab der touristischen Trampelpfade, kennen zu lernen. Wir hatten schon von den Easy Ridern gehört – eine Gruppe von 70 zuverlässigen Motorrad-Guides, die allesamt viel Erfahrung und gute Landeskenntnisse haben. Also entschlossen wir uns, die Tour zu machen. Und so wurde Da Lat schließlich zum Ausgangspunkt für ein grandioses Abenteuer: 800 km mit dem Motorrad auf dem Ho Chi Minh-Pfad. Soviel schon mal vorweg, es war einzigartig! zum Seitenanfang
Easy Rider Tour – 5 Tage durch das zentrale Hochland
Nach 2 Tagen in Da Lat bepackten wir morgens die 3 Motorräder, stiegen jeweils hinten auf und brausten gemeinsam davon in ein Abenteuer mit sehr vielen unterschiedlichen Eindrücken und schönen Erlebnissen, die wir nachfolgend zusammenfassen: Die Reise führte von Da Lat über Pleiku und Kom Tum durch die Central Highlands nach Hoi An. Wir besuchten die unterschiedlichsten Agrarproduktionen, deren Besichtigungen uns allesamt jeweils in eine Zeit vor 100 Jahren zurückversetzten. Bildschöne weitläufige Steppen und Flusslandschaften, Reisterrassen und dichtes, artenreiches, sattgrünes Dschungelgebirge. Beim überqueren der über 2000m hohen Pässe erlebten wir innerhalb von 20 Minuten Temperatursprünge von 32 Grad auf 14 Grad. Entsprechend veränderte sich auch das Klima und damit die gesamte Umgebung, Tierwelt, Flora und Fauna. In den Gebirgen leben über 50 verschiedene vietnamesische ethnische Minderheiten, die sich fast ausschließlich selbst versorgen und ihren Lebensgewohnheiten und Bräuchen nachgehen, wie schon ihre Urahnen. Sie leben von der Jagd, vom Reis- und Gemüseanbau, vom Handel mit Crafts und von der Viehhaltung und sind im wahrsten Sinne des Wortes Jäger und Sammler. Alle sprechen ihre eigenen Sprachen oder Dialekte; die Regierung ist bemüht, dort Schulen zu errichten und die vietnamesische Sprache zu lehren. Diese ethnische Minderheiten (auch Montaniers oder ethnic minority people genannt) leben zwar ihr eigenes recht abgeschiedenes Leben und kommen nur vereinzelt zum Tauschen von Waren in
die Täler und Städte, dennoch genießen sie viel Respekt in der vietnamesischen Bevölkerung. Insbesondere durch ihren Widerstand in den Berg-Regionen wurden entscheidende Gefechte im Krieg gegen die Amerikaner gewonnen und damit der für den Vietcong überlebenswichtige Ho Chi Minh-Pfad gesichert. Die Geschichtsbücher vergleichen es gerne mit „David gegen Goliat“. Doch wer selbst diese Dschungelgebirge durchquert und einige Zeit mit diesen gastfreundlichen, herzlichen und stolzen Montaniers verbringt, realisiert sehr schnell, wie sehr sie mit dieser für uns so eindrucksvollen, doch manchmal auch bedrohlich wirkenden Natur verschmolzen sind. Sie leben in einfachsten Pfahlbauten mitten im Dschungel. Sie kennen ihre Pflanzen, Tiere und das Wetter und streifen oft tagelang weit durch die Wälder, um zu jagen oder bestimmte Pflanzen zu finden. Dabei haben sie dann nur eine Wurfwaffe oder eine Machete bei sich. Zum Schlafen legen sie sich einfach auf den Dschungelboden oder auf einen Baum und ernähren sich von den Früchten des Waldes. Ihre Riten sind für uns sehr fremdartig. Z.B. ernähren sie ihre Toten noch 6 Monate nach der Beerdigung durch einen hohlen Bambusstab, der von außen durch die Erde in den Mund des Toten führt. Sie beerdigen Neugeborene lebendig mit der Mutter, wenn diese bei oder kurz nach der Geburt stirbt. Sie zieren ihre Häuser mit den Schädeln ihrer Feinde, die sie im Kampf besiegt haben (wobei sich dieses Ritual heut zu Tage mehr auf große erlegte Tiere reduziert…Europäische Besucher sind ebenfalls weitestgehend ausgenommen).
Mit einfachen aber wirksamen Fallen und Irreführungen haben sie die amerikanischen Truppen im Dschungel verunsichert und aufgerieben. Als Feind waren sie immer in direkter Nähe, aber für den Ami meist nicht ausfindig zu machen. Der Dschungel ist oft so dicht, dass man seinen Nachbarn in 2m Entfernung verlieren kann. Zudem hängen die Berge an vielen Tagen unter oder in den Wolken, was aus der Ferne ein wunderschöner Anblick ist. Für die Amis bedeutete es jedoch oft die totale Orientierungslosigkeit. Ihre Distanzwaffen waren dort zwecklos und der psychologische Druck für die US-Soldaten war in dieser ungewohnten Kampfumgebung sehr hoch. Ein drittel starb nicht einmal im Kampf sondern an Krankheiten. Für uns also kein wirkliches Wunder, dass die Montaniers ihre Berge und Wälder erfolgreich verteidigten. Doch die amerikanischen chemischen Kampfmittel - wie z.B. Agent Orange - haben ihre Spuren hinterlassen. Noch heute - 2 Generationen später - werden viele Kinder mit schlimmen Missbildungen geboren, weil das Erbmaterial der damaligen Vietcong - Kämpfer durch Agent Orange geschädigt wurde. Viele Gebiete sind durch verseuchte Böden und Grundwasser nicht bewohnbar.
Heute dient der Ho Chi Minh-Pfad als wichtiger landesinnerer Transportweg zwischen Nord und Süd. Er wurde weitestgehend zu guten Strassen ausgebaut, was uns diese traumhafte Tour ermöglichte. In größeren Tälern und an Seen trifft man immer wieder auf Gemeinden und Städte, wo wir ebenfalls 2 Nächte verbrachten. In diese Städte verirren sich bislang kaum "westliche Menschen". Wenn wir abends durchs Zentrum streiften, wurden wir überall angestarrt oder mit viel Kichern bestaunt. Wir kamen uns vor wie im Zoo (nur befanden wir uns diesmal im Käfig). Die Kinder kommen oft sofort gerannt, fassen einen an, staunen und lachen sich kaputt. Insgesamt sind die Menschen (abseits der Touristenpfade) sehr gastfreundlich.
Mit dem Verlassen der Berge am 5. Tag unserer Tour, kamen wir innerhalb kürzester Zeit erneut in eine ganz neue Umgebung. Die französisch geprägte Hafenstadt Hoi An. Plötzlich ist wieder alles erhältlich: International Cuisine, geschmackvolle und saubere Zimmer, französische Architektur, eigenwillige und anmutige Holzhäuser und sehr viele Art-Gallerien von Malern und Kunsthändlern, die sich hier niedergelassen haben. Zudem viele internationale Traveller, mit denen man sich austauscht und klönt und ein Strand zum entspannen und lesen. All das gefällt uns. Dennoch vermissen wir die Tage dieses zurückliegenden Abenteuers, und wir sprechen oft über unsere Erlebnisse. zum Seitenanfang
Die Fahrt nach Hanoi und unser Best Friend der Agent
Unser nächstes Ziel heißt Hanoi. Zwischen Hoi An und Hanoi liegen zwar noch fast 1000 KM, außer der ehem. Kaiser-Stadt Hue, gibt es auf dem Weg dorthin jedoch nicht viel Sehenswertes. Wir entschließen uns für den „komfortablen“ Nachtzug (auch Soft-Sleeper genannt) und vergleichen die Angebote unterschiedlicher Agenturen. Die Soft-Sleeper (komfortable 4er Kabinen) sind ausgebucht, nur die Hard Sleeper (6 Holzpritschen im rollenden Hasenstall) sind noch verfügbar. Eigentlich haben wir weder auf akzeptable 4er noch auf inakzeptable 6er-Kabinen Lust. Doch dann treffen wir auf einen netten Travel Agent , der uns eine 2er-Kabine anbietet. Wir sind misstrauisch, da nur seine Agentur diese Kabine anbietet, doch er versichert uns mit allerlei Beschreibungen des Zuges, dass das Angebot ok sei. Er malt uns die Kabine mit 2 Betten sogar auf, damit keine Missverständnisse aufkommen: First Class, 2 Betten und Verpflegung, 15 Std. nach Hanoi. Als wir weiterhin zweifeln, wird er sauer, wirft die Tickets auf den Tisch und meint, wenn wir ihm nicht trauten, sollten wir woanders buchen. Wir sind mittlerweile einiges gewohnt, deshalb lasse ich den 45-kg-Burschen also erst einmal zu ende kaspern, beuge mich dann mit meiner mehr als doppelten Körpermasse weit zu ihm über den Tisch und sage: „Ok. We buy the tickets. But you will see me again, if there is any problem”. Seine erst schlechte und anschl. kurz verängstigte Laune schlug schlagartig um in ein freundschaftliches Lachen und Schwärmen für unsere neue Freundschaft.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem 8-Uhr-Bus ins 30 km entfernte Da Nang, wo wir uns die Zeit vertrieben, bis unser Zug E1 um 14 Uhr eintraf. Der Zug hatte jedoch nichts von dem, was die Bilder versprachen und – wie erwartet – gab es keine 2er Kabinen. Unsere Tickets waren gültig für 2 Betten in einer der beschriebenen 6er Kabinen. Also stiegen wir direkt wieder aus und riefen unseren „Freund“ in Hoi An an – schließlich war er uns eine Erklärung schuldig. Sie kamen zu zweit zum Bahnhof, und unser Freund hatte schnell eine Entschuldigung parat: Es gäbe unterschiedliche Züge in der Haupt-und Nebensaison…(die Wahrheit ist es gibt niemals 2er Abteile), und wir hätten doch den 6er-Abteil-Zug nehmen können, wenn wir schon mal im Zug waren. Uns war in diesem Moment klar, die gesamte gestrige Diskussion und seine Versprechungen waren absoluter Nonsens. Zudem hatten wir keine Lust mehr zu labern. Er sollte also lediglich 2 Flugtickets in der örtlichen Partneragentur besorgen, wir würden die Differenz zahlen und fertig. Schließlich entschuldigte er sich weinerlich für den gestrigen Fehler und bat uns, die Flugtickets zum vollen Preis neu zu kaufen, da er die Zugtickets nicht zurücknehmen könne. Sein Begleiter sprach die ganze Zeit über gar nicht. Jetzt wurden wir mal sauer, steckten die beiden in ein Taxi und fuhren zu viert zur Agentur, um das Problem dort zu klären. Doch statt vor der Agentur hielt das Taxi direkt am Flughafen vor dem Ticketschalter von Vietnam Airlines. „My friend - Here you can buy your tickets – but we have no money”. Dali und ich waren nun stink sauer – diese Dummdreistigkeit toppt alles was wir bisher erlebt haben. Und dann das Gewinsel die ganze Zeit, nachdem er gestern noch den ganzen Nachmittag den „super Mr. Travel Agent“ gemimt hat. Wir haben bereits einen ganzen Tag verloren, die Schnauze voll und wollen nur noch in die Agentur, um das Problem mit seinem Boss zu regeln. Doch plötzlich zieht der bisher Stumme wortlos seine Brieftasche, kauft 2 Flugtickets am Schalter, gibt sie uns und verschwindet wieder im Taxi. Wir haben zwar was wir wollten, dennoch sind wir ziemlich verärgert über das was passiert ist. Insbesondere weil es keine Ausnahme war. In Vietnam bekommt man nur selten das, was beim Kauf versprochen wird, und die Verkäufer sind größten Teils sehr unwissend und unglaubwürdig zugleich. Am meisten nervt ihr „so sorry Gejammer“ bei Problemen im Nachhinein, wobei sie nicht einmal auf die Idee kommen, den Karren selbst wieder aus dem Dreck zu ziehen. Natürlich gibt es Ausnahmen – wie z. B. die Easy Rider. Abseits der touristischen Pfade sind die Menschen ebenfalls verlässlicher.
Am gleichen Abend landen wir schließlich um ca. 22.30 in Hanoi und liegen eine Stunde später im Bett. zum Seitenanfang
Hanoi
Hanoi ist weniger umtriebig als Saigon, kälter und die Stadt steckt unverkennbar noch bedeutend fester in den Klauen der kommunistischen Führung. Die Altstadt bildet das Herz der Stadt. Hier haben sich schon vor langer Zeit die unterschiedlichen Handwerkszünfte niedergelassen. Fast in jeder Strasse wird ein anderes Handwerk ausgeübt. Die Arbeiten finden zumeist in offenen Werkstätten oder mitten auf den Gehsteigen statt, so dass man beim Schlendern durch die Strassen überall zuschauen kann. Hier die Schreiner, da die Spengler, dort die Dreher und da drüben die Schmiede…hat uns sehr gut gefallen. Und zwischen den Werkstätten immer wieder kleine Konditoreien, Garküchen, Hotels oder Shops. Ein reges Treiben. Insbesondere das French Quartier der Altstadt hat uns mit seinen schönen kleinen Häusern gut gefallen. Folgt man den Ausfallstrassen jedoch über die Grenzen der Altstadt hinaus, verändert sich das Stadtbild schnell in eine trostlose kommunistische Plattenarchitektur, die aufgrund ihres zumeist runtergekommenen Zustands noch trostloser erscheint.
Überhaupt ist Hanoi zwar die Hauptstadt, doch die Sehenswürdigkeiten sind u. E. rar. Wir haben uns neben den Stadtwanderungen und Besichtigungen diverser Parks und Architektur diesmal fast ausschließlich auf den Besuch des Ho Chi Minh Mausoleums beschränkt. Dieses behält man indes gut in Erinnerung, denn die Art und Weise wie die Besucher dort behandelt werden, gibt viel Aufschluss über das kontrollierende kommunistische System, das das Volk über so viele Jahre hinweg in Schach gehalten und geprägt hat.
Das Mausoleum wird – wie das aller großen kommunistischen Diktatoren – Tag und Nacht von vielen in der Grabkammer und vor dem Eingangstor Spalier
stehenden Soldaten bewacht. Von den Besuchern wird absolute Disziplin und Einhaltung einer strengen Besuchs-Ordnung verlangt: Respektable Kleidung (nach Ermessen der Wachen), in 2er-Reihen laufen, nicht sprechen, Hände aus den Taschen, nicht stehen bleiben, keine Fotos, nicht auf oder über die Linie des vorgegebenen Laufwegs treten, nicht fotografieren, ernsthaft schauen (keinesfalls lachen…was insbesondere aufgrund der Situationskomik schwer fällt), und und und. Die Einhaltung der Ordnung wird durch die Wachen akribisch überwacht und jeder Besucher, der nicht „gefällt“, wird ernsthaft zurechtgewiesen. Man kommt sich ein wenig vor wie beim Hofgang im Knast und die Hörigkeit der vietnamesischen Besucher ist bezeichnend. Der schlafend wirkende mumifizierten Ho Chi Minh liegt aufgebahrt in einem gläsernen Sarg und wird dort bei gleich bleibender Temperatur für die Besucher zur Schau gestellt bis auf wenige Monate im Jahr, in denen sein Körper immer wieder neu konserviert wird. zum Seitenanfang
Sapa
Nach 3 Tagen in Hanoi hatten wir genug vom Großstadt-Lärm und machten uns auf den Weg ins nördliche Gebirge nach Sapa. Diesmal reisten wir tatsächlich mit dem Nachtzug. 10 Stunden von Hanoi bis nach Lao Cai, von wo es nur noch 3 km bis zur chinesischen Grenze sind. In Lao Cai stiegen wir in einen Bus um, der uns innerhalb einer Stunde hoch in die Berge nach Sapa brachte. Noch vor wenigen Tagen waren es hier null Grad, doch wir haben Glück - Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Zumindest 3 Tage lang, dann zogen fette Regenwolken und kalter Nebel auf, dass man selbst im Ort kaum die Hand vor Augen sah. Für uns aber kein Problem. Wir haben ein sehr schönes Hotelzimmer mit Holzboden und Kamin und genießen die Zeit zum Lesen und Schreiben. Wenn die Sonne kurz durchkommt, hat man einen unbeschreiblichen Panoramablick vom Balkon ins Tal. Die ersten 3 Tage des schönen Wetters unternahmen wir traumhafte Trekking-Touren durch ursprüngliche Bergdörfer mit ihren ethnisch verschiedenen Hill-Tribe People, hinab durch steil abfallende Reisterrassen zu bildschönen Tälern mit Flüssen und Wasserfällen. Bevor wir weiter versuchen die Touren zu beschreiben…schaut Euch am besten einfach die Bilder an.
Morgen Abend fahren wir mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi, und übermorgen fliegen wir weiter nach Vientiane (Laos). Darauf freuen wir uns nun sehr. Ausnahmslos alle Leute, die uns von Laos erzählt haben, schwärmten von ihren Reiseerlebnissen. Die Menschen dort
seien bedeutend respektvoller im Umgang miteinander und Fremden als in Vietnam und Kambodscha. Das kommt uns nun sehr recht. Denn so sehr uns diese beiden Länder auch gefallen haben – es ist auf Dauer recht anstrengend hier seine Privatsphäre zu wahren. zum Seitenanfang
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