Kambodscha

Kambodscha                                                                         klick: unsere Route durch Kambodscha

Zählt mit nur 12,6 Mio. Einwohnern zu den weniger dicht besiedelten Ländern SOAs.  Es verfügt über hervorragendes Agrarland. Insbesondere das Umland des Tonle Sap (grösster See SOAs, der seine Ausdehnung in der Regenzeit und durch das aus dem Himalaja kommende Schmelzwasser des Mekong Rivers vervierfacht) sind die Böden nach dem Rückgang der hohen Wasserstände sehr fruchtbar.  Aber auch die Südküste um Sihanoukville bietet nährstoffreiche Böden und ein gutes Klima für den Anbau von Obst und Gemüse.  Dennoch wird fast nur Reis angebaut, der (nicht zuletzt wegen der schwachen internationalen Vermarktung) mit den Nachbarländern Vietnam und Thailand wenig konkurrieren kann.

Kambodscha zählt zu den ärmsten Ländern SOAs, sehr viele Menschen leben in sehr widrigen Bedingungen unterhalb der Armutsgrenze, und die Narben des bis 1996 andauernden Bürgerkriegs ziehen sich immer noch tief durch jegliche Bereiche der Gesellschaft und Wirtschaft. 

 

Geschichte und Politik

Im 9. Jahrhundert erlebte Kambodscha seine Blütezeit während der angkorianischen Epoche. Damals lies König Jayavarmann II die später zum Weltkulturerbe erklärten Tempel von Angkor erbauen. Alleine die Bauzeit betrug ca. 30 Jahre und beschäftigte viele tausend Menschen. Ende des 16. Jahrhunderts unterwarfen die Siamesen (heute Thailand) Camputschea (heute Kambodscha). 1863 übernahm Frankreich die Kontrolle, nachdem es bereits große Teile des Mekong Deltas (Süd-Vietnam) zu seinem Protektorat erklärt hatte.

Im 2. Weltkrieg (1941) errang Japan die Vorherrschaft, bis Kambodscha (nach Japans Kapitulation 1945) erstmals wieder ein unabhängiges Land wurde. Doch die „Ruhe im Land“ sollte nicht lange anhalten. Nach 11 jähriger Regierung durch den Königssohn Sihanouk, wurde der Vietnamkrieg 1969 verstärkt auch auf kambodschanischem Territorium ausgetragen. Der König erlaubte dem Vietcong versteckte Waffentransporte durch Kambodscha, was kurz darauf heftige Luftangriffe der Amerikaner nach sich zog und 200.000 Zivilbürger Kambodschas das Leben kostete – Kambodscha steckte mitten im 2. Indochinakrieg. Den Unmut des Volkes nutze General Lon Nol für einen erfolgreichen Putsch, doch auch er konnte die Ausbreitung des Krieges nach Kambodscha nicht verhindern. Kambodscha versank im totalen Chaos. Diese Gelegenheit machten sich die „Roten Khmer“ unter der Führung des „berüchtigten Pol Pot“ (Brother Nr. 1) zu eigen.  Die Kommunisten hatten mit trügerischen Friedens-Versprechungen ihre Popularität in den Provinzen des Landes bereits stärken können, was bei dem nach Ruhe und Essen trachtenden Volk nicht schwer war. Ferner traf der Kommunismus zu jener Zeit in ganz Ostasien auf großen Zuspruch, weswegen die USA  bekanntlich überhaupt den Vietnamkrieg führten.

Zum Ende des Vietnamkrieges 1975 marschierten die Truppen der Roten Khmer im Aufwind des Kommunismus schließlich unter großem Jubel der Bevölkerung in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh ein und stürzten das bereits am Boden liegende Lon Nol –Regime.

Der Krieg war vorbei, und das neue Regime würde nun endlich für den versprochenen Frieden und Gerechtigkeit im Land sorgen – so die trügerische Hoffnung des Volkes. Doch die schlimmste und leidvollste Zeit Kambodschas sollte nun erst kommen.

Die Roten Khmer verfolgten das Ziel, das ganze Land umgehend in einen Bauernstaat zu verwandeln – ganz nach der Ideologie Maos. Ab dem ersten Tag wurden alle Städte evakuiert (einfach leer gemacht !!!!) und deren Bevölkerung gewaltsam aufs Land umgesiedelt, um dort von nun an unter erbärmlichsten Bedingungen als Reisbauern zu leben. Die Arbeiten auf den Feldern wurden von den Roten Khmer brutal kontrolliert. Dennoch hatten diese Menschen noch das glückliche Los gezogen, denn Pol Pot befahl gleichzeitig Massenexekutionen der Intellektuellen, Lehrer, Schriftsteller, Künstler, Arzte, Gebildeten und deren Familien. Selbst das Tragen einer Brille galt als Verbrechen, das mit dem Tod bestraft wurde. Mehr als 3 Mio. Bürger (fast die gesamte geistige Elite des Landes und deren Familien…(25% der Gesamtbevölkerung),  wurden auf den „Killing Fields“ bitterst abgeschlachtet. Da Gewehrkugeln zu kostbar waren, wurden Macheten genutzt. Doch vorher mussten diese Menschen oft jahrelange grausame Folter und Verhöre über sich ergehen lassen. Das Foltergefängnis S21 (Toul Sleng) ist in unverändertem Zustand zu besichtigen – sogar das Blut der Opfer klebt noch an den Wänden und Foltergeräten und eine begleitende Bilderausstellungen dokumentiert die sadistischen Gräueltaten und das Leiden dieser Gefangenen. Auf den Killing-Fields von Phnom Penh steht ein aus 8000 Schädeln von Opfern erbauter hoher Turm, der als Mahnmal dient. Zu besichtigen sind auch die Massengräber, die bislang nur teilweise ausgehoben wurden. An vielen Stellen ragen Knochen der damals vergrabenen Opfer aus der Erde, weil sie durch die Regenfälle zunehmend freigespült werden. Wenngleich wir uns auf diesen Tag vorbereitet hatten, waren wir sehr geschockt und bedrückt  und hatten dieses Ausmaß an Grausamkeit nicht erwartet.

Erst der Einmarsch der Vietnamesen 1979 machte dem katastrophalen Leid nach 4 Jahren ein Ende. Doch erneut wurde das Land fremd regiert und ausgebeutet. Die Vietnamesen entledigten sich übrigens der noch zahlreichen Landmienen im Grenzgebiet teilweise dadurch, dass sie die dortige Bevölkerung durch das Minengebiet schickte. Zahlreiche Kambodschaner wurden getötet oder verstümmelt. Die vertriebenen Roten Khmer flohen stattdessen in die nördlichen Provinzen zurück und führten von dort aus (mit Unterstützung der USA, Frankreichs, UK und Thailands) fortan einen Guerillakrieg, der bis 1996 andauern sollte. Die westlichen Mächte unterstützten dieses Killer Regime, um der Verbreitung des Kommunismus durch Vietnam zu begegnen. Die Verbreitung des Kommunismus durch die außerhalb Kambodschas unbedeutenden Roten Khmer war nicht zu befürchten, und die bis heute nahezu unbestraften Verbrechen am Volk, wurden als begleitende Kollateralschäden nahezu ignoriert. Pol Pot blieb bis zu seinem Tod im hohen Alter unbestraft und leugnete sogar jegliche Schuld. (Ein sehr schmutziges Spiel !).

Erst als Gorbatschow 1985 die Perestroika einleitete, unter dem eigenen wirtschaftlichen Druck die Finanzmittel an Vietnam einstellte und Vietnam die Vorherrschaft in Kambodscha daraufhin aufgeben musste, wurden erstmals Wahlen abgehalten.

Hun Sen (CCP), der seinerzeit die Befreiung vom Pol Pot Regime durch die Vietnamesen herbeigeführt hat, ist heute Ministerpräsident und konnte seit dem Abzug der Vietnamesen seine Macht kontinuierlich konsolidieren. Wahlen gehen meistens einher mit Einschüchterungen der Wähler und politischen Morden. Kurz nach der letzten Regierungsbildung vor 2 Jahren, wurde die für die Koalitionspartei mit 30 Mio. Dollar ausbezahlt, damit diese verschwinde. Also regiert Hun Sen nun wieder alleine. Der König gilt als opportun und hat faktisch keine Macht. Die Korruption und die labile Wirtschaft hemmen die Entwicklung und ausländische Investitionen. zum Seitenanfang

 

Wirtschaft

Mehr als die Hälfte des Regierungsetats resultieren aus Auslandshilfen, und das Militär ist extrem aufgebläht. (Die rivalisierenden Parteien halten sich jeweils ihre Privatarmeen/Söldner, und diese sind bis zu 40.000 Mann stark. Beobachter befürchten, dass insbesondere das jüngste Wettrüsten unter den so genannten „War Lords“ zukünftig zu einer erneuten Eskalation führen könnte.

Das gemeine Volk partizipiert nur geringfügig. Es fehlt an qualifizierter Ausbildung und Vorbildern (nachdem die meisten durch Pol Pot hingerichtet wurden). Die Hälfte der Menschen ist unter 15 Jahre alt. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei 280 USD. Industrieproduktion existiert kaum. Die wichtigsten Exportgüter sind Holz, Fisch, Reis und Kautschuk. Der Grossteil des GDP wird traurigerweise jedoch durch Zigaretten-Transfer erwirtschaftet.

Insbesondere chinesische Investoren verlagern aufgrund der geringen Lohnkosten zunehmend Textil- und Schuhproduktion und Kambodschas jüngste Hoffnungen liegen auf dem Beitritt zur ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft. Doch bislang übersteigen die Mitgliedsgebühren noch die erzielten Mehrerlöse. Da die meisten Güter importiert werden müssen, weist die Handelsbilanz ein großes Defizit auf. zum Seitenanfang

 

Bildung

70% der Bevölkerung sind Analphabeten, und viele Kinder gehen nicht in die Schule. Es passiert nicht selten, dass man im Restaurant erlebt, wie das Personal den Taschenrechner benötigt, um „1“ dazuzuzählen. Überhaupt stellt die geringe Bildung ein sehr großes Problem für die Entwicklung des Landes dar. Die grundlegendsten Kenntnisse sind nicht vorhanden und nur wenige Kambodschaner kennen überhaupt die jüngste Geschichte des eigenen Landes. Man wird das Gefühl nicht los, dass die eigennützig wirtschaftende und agierende Regierung das Volk gezielt „dumm“ hält. zum Seitenanfang

 

Siem Reap

Nach ca. 2 stündigem Flug mit Bangkok Air befinden wir uns im Landeanflug über Siem Reap. Es ist das Ende der Trockenzeit und das gesamte Land ist aus der Vogelperspektive braun und von der heißen Sonne verbrannt. Das kleine Flughafenterminal ist mit einem schönen Bambusdach gedeckt, und zahlreiche Ventilatoren sorgen für ein angenehmes Klima. Trotzdem nur eine Maschine gelandet ist, dauert die Immigration –wie wir das schon kennen – wieder sehr lange, doch wir haben ja Zeit.

Wir haben im Vorfeld viel über Kambodscha gehört, die Meinungen über dieses Land gehen weit auseinander, von wunderschön und interessant bis deprimierend und schockierend zugleich. Wir haben daher keine eindeutige Vorstellung von dem, was wir hier erleben werden und lassen es einfach auf uns zukommen. Vor dem Flughafen erwartet uns bereits Huo, mit seiner schönen Motorad-Rikscha (die schönste und gepflegteste, die wir in Kambodscha zu sehen bekamen), um uns in unser Guest House „Peace of Angkor“ zu bringen. Huo ist uns von Beginn an sehr sympathisch und wir beschließen, noch am Abend, ihn für 3 Tage als Fahrer zu engagieren (30 USD).

Siem-ReapII

Schon während der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum erleben wir eine Stadt, die sich nach der französischen Kolonialzeit jüngst von einem vergessenen Fischer- und Bauernort in eine kleine kulturtouristische Sehenswürdigkeit verwandelt hat. Inmitten der aus Holz, Stroh, Blech und Stoff erbauten einfachen Hütten, in denen ganze Gross-Familien auf engstem Raum, ohne fließendes Wasser und Strom zusammenleben, entstehen imposante Luxus-Resorts deren einfache Übernachtungspreise, das Jahresgehalt der nebenanlebenden Hüttenbewohner bei weitem übersteigen. Ergänzt wird dieses Bild durch vereinzelt  schön renovierte französische Kolonialbauten im Stadtzentrum, in denen europäische Betreiber sehr stilvolle und gemütliche Restaurants mit ausgezeichneter lokaler Küche führen (unsere Favoriten werden das Red Piano und das Tell). Der Umbau steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, und dieser Stadtkern besteht bislang nur aus 2-3 schön gestalteten Straßen. Schaut man in Seiten-oder Parallelstraßen, erkennt man schnell das wahre Kambodscha: Nicht asphaltierte, mit rotem Staub bedeckte Straßen, Hüttenbauten, Müll überall auf den Gehwegen, im Dreck spielende Kinder – oft nackt –, verstümmelte, bettelnde Kriegsopfer und viele Strassenverkäufer, die versuchen aus den vermeintlich „reichen“ Touristen (denn jeder Tourist ist für die Einheimischen reich) einige Dollar oder Riel rauszuholen. 

Nach ca. 20 Minuten Fahrt stehen wir vor einer sehr schönen kleinen Kolonialvilla, frisch gestrichen, innen holzgetäfelt, mit Stuckdecken und riesigen Zimmern. Der Besitzer – ein englischer Fotograf namens Dave, betreibt dieses idyllische Guesthouse Peace of Angkor seit 2 Jahren und legt zu unserer Freude äußersten Wert auf Sauberkeit. David ist selbst viel um die Welt gereist und im Haus hängen überall sehr eindrucksvolle Fotografien, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Sie geben dem Haus und den Zimmern eine sehr persönliche Note. Wir sind begeistert und freuen uns, nach der Fahrt im „Cabriolet“ durch die staubigen Strassen nun sehr auf die Dusche. Daves Fotografie-Kenntnisse kommen jedoch auch uns zu Gute. Metin und David verbringen die ohnehin ruhigen Abende gemeinsam damit, dass David ihm das Fotografieren und Fotoshop beibringt und im Gegenzug von Metin das Webdesigning mit Net Objects Fusion lernt.

Den ersten Tag in Siem Reap schlafen wir bis 11 Uhr aus (am Vortag mussten wir in Bangkok schon sehr früh aufstehen), genießen unser Frühstück beim Small Tal mit anderen Gästen und machen anschließend eine kleine Stadtrundfahrt mit Huo in unserer Rikscha). Anschließend besuchen wir eine Seidenproduktion. Hier wird noch auf herkömmliche Weise, ohne maschinelle Produktion, hochwertige Seide hergestellt und verarbeitet. 700 Arbeitsplätze für arme und benachteiligte Bürger der Region, die dadurch wenigstens nicht hungern müssen. (Interessantes Hilfsprojekt mit jedoch sehr geringer Produktivität). Den Nachmittag verbringen wir mit einem köstlichen Kaffee im Red Piano, und am frühen Abend fahren wir zum Angkor Wat

Tempel Angkor

Tempel, um uns diesen in einem atemberaubenden Sonnenuntergang anzuschauen.

Auch die nächsten beiden Tage verbringen wir in den Tempeln. Angkor Wat, Angkor Thom, etc – wir sind von deren Architektur, deren Größe sowie von den kunstvollen Steinarbeiten sehr beeindruckt. Insbesondere in der Morgen- und Abendröte muten diese von riesigen Wassergräben und Wäldern umgebenen Bauten wahrhaft „heilig“ an. Die buddhistischen Mönche, die man dann in den oberen Ebenen des Angkor Wat im Abendgebet antrifft, vollenden diesen Eindruck. zum Seitenanfang

 

Das Leben auf dem Tonle Sap

Nach zwei Tagen Tempelbesichtigungen unternehmen wir am dritten Tag mit zwei holländischen Mädels, einen Ausflug auf den Tonle Sap. Unser Host Dave organisiert diese individuellen Bootstouren selbst mit einem kambodschanischen Lehrer. In der Stadt werden viele Ausflüge zu den schwimmenden Dörfern auf dem Tonle Sap angeboten. Doch meist bekommt man dann nur die „Touri-Dörfer“ zu sehen, während Dave ein am Fluss liegendes Dorf weiter im Süden anfährt, wo sich selten ein Tourist hinverirrt. Dies sollte eines unserer unvergesslichen und tiefgreifendsten Erlebnisse der bisherigen Reise werden.

Zuerst fahren wir auf einer staubigen Straße zur Bootsanlegestelle. Links und rechts der Straße stehen kleine Bambushütten, in denen die Fischerfamilien wohnen. Diese Hütten haben meist nur ein Strohdach und einen Strohboden und sonst nichts, keine Möbel, keine Pflanzen, keine Waschstelle, kein Wasser, keinen Strom – einfach nichts; nur von dem roten, feinen Staub, der alles bedeckt, gibt es große Mengen. Jedes Mal, wenn ein Auto an diesen Hütten vorbei fährt, wird noch mehr Staub aufgewirbelt, um sich anschl. auf den Strohdächern, den Schlafmatten und den Menschen fallen zu lassen. Für uns kaum fassbar. Wir kommen an dem kleinen Marktplatz vorbei, wo der frisch gefangene Fisch und Fischpaste verkauft werden. Hier ist die letzte Möglichkeit noch einige Fotos von dem geschäftigen Treiben zu machen, bevor es aufs Boot geht. Doch als die Bustüre aufgeht, schlägt uns ein solch unbeschreibbarer Gestank entgegen, dass wir fast ohnmächtig werden. Es ist eine Mischung aus jahrealten Fischresten, stehendem Abwasser, Müll, Fischpaste, Dünsten vom in der Sonne liegenden Fleisch und Gemüse etc. Alle sind sich einig, so etwas noch nie gerochen zu haben.und sind bemüht, sich nicht erbrechen zu müssen. Und dauert einige Minuten, bis wir uns „daran gewöhnt haben“. Dennoch sind wir von dem Treiben der im Wasser stehenden Fischer und deren spielenden Kindern fasziniert und verweilen einige Minuten, bis wir wieder in den Minibus steigen und den Fahrer umgehend um „fresh aircon“ bitten. Am Seeufer steigen wir in ein kleines Boot. Wir haben zwei Begleiter, einen Fischer, der das Boot fährt und seinen kleinen etwa 7jährigen Bruder, der ihm beim Anlegen und Ablegen hilft.

Nach 30 minuten erreichen wir unsere erste Station, die schwimmenden Dörfer. Man muss sich hierbei kleine Bambushäuser auf schwimmenden Pontons vorstellen, hunderte davon. Einige sogar mit abgetrennten Vorgärten oder mit einem angrenzenden Viehstall. Man lebt auf diesem See und treibt mit den Strömungen. Die HHäuser können nicht auf Stelzen gebaut werde, weil der See seinen Wasserspiegel in der regenzeit um 9m hebt. Das Leben auf dem See hört sich im ersten Moment sehr romantisch an, jedoch geht’s hier ums reine Überleben. Der Tonle Sap ist die Hauptnahrungsquelle sowohl für diese Dorfbewohner als auch für die gesamte kambodschanische Bevölkerung. Umso fassungsloser sind wir, als wir hören, dass diese Menschen diesen See gleichzeitig als Toilette, Waschstätte, Abfalleimer und Trinkwasser !!! benutzen…und zwar ohne dieses vorher abzukochen. Der See ist sehr dreckig und es kommt nicht von ungefähr, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei 57 Jahren und die Säuglingssterblichkeit bei ca. 25% liegt.

Wir passieren diese schwimmenden Dörfer und fahren etwa zwei Stunden weiter südlich bis zu einer Flussmündung. Nach weiteren 30 Minuten flussaufwährts, vorbei an wunderschöne leuchten grün bewachsenen Ufern, erreichen wir ein leines Dorf, wo wir sofort herzlich von zotteligen kleinen, teilweise nackten Kindern begrüßt werden. Es bleibt einem das Herz stehen bei dem Anblick dieser kleinen Menschen mit ihren großen braunen Augen, von Straub bedeckten Haaren und Gesichtern, teilweise mit Lumpen oder gar nichts bekleidet. Sie kommen einem entgegen gerannt und freuen sich über jeden Besuch. Wir machen Fotos und zeigen ihnen ihre Gesichter auf dem Display der Digitalkamera. Erst sind sie total verblüfft, sich selbst und ihre Freunde auf den Bildern zu sehen und dann fangen sie vor Freude plötzlich wild an zu jubeln und zu lachen und kugeln sich dabei kreische n d auf dem Boden. Sie haben so etwas noch nie gesehen (wir aber auch nicht) und möchten, dass wir noch mehr Bilder

Tonle-Sap

von ihnen machen. Also schießen wir jede Menge Fotos und denken insgeheim mit wie wenig man diese Kinder begeistern kann. Wir vergleichen es unwillkürlich mit Zu Hause: Viele Kinder mit einem Zimmer voller Spielsachen, Computerspiele, Rennautos, Barbie-Puppen, Omas und Opas, die nur das Beste für ihre Enkel wollen und einen großen Vorrat an Süßigkeiten in ihren Schränken bereit halten. Und nun diese Kinder hier: Keine Spielsachen (gar keine), keine schöne Kleidung und keine parfümierten Drogerieartikel. Dennoch scheinen sie ausgelassen und glücklich. Ihr offenes, herzliches und natürliches Lachen, ihre Lebensfreude und Energie zeigen, dass sie in ihrer von der Zivilisation „abgeschnittenen und nicht konkurrierenden sich selbst versorgenden Welt“ glücklich sind. Sie haben sich, ihre Spielkameraden, ihre Familien und sie haben ihre Pflichten. Die Mädchen helfen der Mutter im Haushalt und die Jungen dem Vater mit den Netzen und dem Fang. Der soziale Zusammenhalt bei den Dorfbewohnern ist sehr intensiv. Man verbringt sehr viel Zeit mit Familie, Nachbarn und Freunden und man ist für das täglich Überleben aufeinander angewiesen.

Wir besuchen in diesem Dorf noch eine Schule, für die Dave - unser Host – eine Spende abzugeben hat. Auch wir spenden alle einige Dollar, die Kinder und der Lehrer singen zum Dank ein Lied für uns. Wir sind sehr gerührt.

Auf dem Weg zurück zum Boot werden wir von unseren neuen Freunden begleitet. Da wir nicht wussten, dass wir so viele Kinder besuchen würden, haben wir leider keine Süßigkeiten mitgebracht, was uns furchtbar Leid getan hat. Aber dies war von Dave wohl so gewollt, da er sagte, dass das Mitbringen von Süßigkeiten oder anderen Geschenken keine gute Idee sei, da man nicht genug für alle Kinder mitbringen kann und so schnell Streitereien um die Geschenke aufkommen könnten. Also verabschieden wir uns schweren Herzens.

Zurück im Boot haben alle den gleichen Gedanken: Es war ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden.

Die Rückfahrt dauert lang und wir segeln in einen traumhaften Sonnenuntergang hinein, bis es schließlich stockdunkel wird auf dem Wasser.

Unsere restliche Cola, den Bananenkuchen, Reis und Trinkwasser überlassen wir unserem kleinen 7jährigen Bootsmann. Er putzt alles hintereinander weg und legt sich danach gemütlich seinen Bauch reibend auf seine Bank. Für ihn war dies der reinste Festschmaus. Wir hoffen nur, dass ihm diese ungewohnten Speisen, die er so schnell gegessen hat, auch bekommen. Aber jedes Mal wenn wir zu ihm rüberschauen, um uns zu vergewissern, dass es ihm gut geht, grinst er uns nur an. Alles OK! zum Seitenanfang

 

Phnom Penh– Hauptstadt Kambodschas

Da wir von Siem Reap positiv überrascht waren, hatten wir auch an die Hauptstadt eine gewisse Erwartungshaltung. Nach nur 40 Minuten Flug landen wir in Phnom Penh. Als wir aus dem Flughafengebäude kommen, empfangen uns schon eine riesige Schar Motofahrer. Dies sollte sich während unseres gesamtenAufenthaltes in Phnom Penh nicht ändern. Es ist nicht möglich, auf der Straße zu verweilen, etwa mit einem Reisefüher in der Hand oder ein Gespräch führend, ohne dass man von ca. 10-20 Motofahrern gleichzeitig angesprochen wird. Da wir auf Zimmersuche gehen müssen, lassen wir uns von einem ins Zentrum fahren. Wir schauen uns einige Zimmer an und stellen fest, dass Sauberkeit in dieser Stadt nur einen geringen Stellenwert geniest. Die Straßen sind voller Mull und Abfall. Die Häuser sind heruntergekommen, Wenige schöne Kolonialbauten oder gepflegte Parkanlagen.

Wir finden ein relativ sauberes, geräumiges Zimmer in einem Backpackerviertel und beschließen nur 2-3 Nächte zu bleiben. Unser Motofahrer, den wir für zwei Tage engagieren, spricht gut englisch und ist nicht so aufdringlich wie die meisten anderen.

Es gibt nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten in Phnom Penh, ein Muss sind jedoch der Königspalast und die Silberpagode sowie die Killing Fields und das Genozidmusem S21. Der Königspalast ist auf den ersten Blick schön, doch wenn man sich auf dem Gelände etwas umschaut, fällt auch hier der Putz und das ganze wirkt etwas schmuddelig und ungepflegt. Hier wird sehr deutlich, dass die Bedeutung des noch vor 25 Jahren vom Volk als göttlich angesehenen und verehrten Königs stark bröckelt – sowie der Putz an den Wänden.

Phnom Penh

Die Killing Fields sowie das S21 liegen etwas außerhalb der Stadt. Wir haben zwar schon einiges über dies Massaker- und Folterstätten gelesen, jedoch gibt es nichts, was einen wirklich darauf vorbereiten könnte, wenn man plötzlich vor dem Baum steht, an dem Babies und Kleinkinder von den Roten Khmer totgeschlagen wurden, indem sie immer wieder ihre Köpfe an den Stamm geschlagen haben. Man sieht deutlich die Einkerbungen in der Rinde. Die toten Kinder wurden direkt daneben in eine Grube geworfen. Unser Führer erzählt und zeigt uns, wie die Menschen exekutiert wurden, wie sie sich mit verbundenen Augen und Händen vor die Grube knien mussten und dort mit Axt, Machete, Knüppel oder Gewehr getötet wurden. Es sind grausame Bilder, die sich da vor einem auftun, aber noch fassungsloser sind wir, als wir hören, dass in den Schulen nichts über die Zeit und die Gräueltaten der Roten Khmer gelehrt wird. Dieser Stoff wurde aus dem Lehrplan genommen. Wie sollen Kinder auf dem Weg zu ihrem Erwachsenwerden dafür sensibilisiert werden, dass so etwas nie wieder passieren darf, wenn ein wichtiger Teil der eigenen Geschichte verschwiegen und nicht aufgearbeitet wird? Auch später im Genozidmuseum fällt uns auf, wie wenig Hintergrundinformationen geboten werden. Der einstündige Film im Museum, analysiert kaum die Ursachen, wie es zu diesem Machtwechsel und zu den Gräueltaten kommen konnte, welche Personen verantwortlich sind und wie man gegen Sie vorgeht. Nicht zuletzt deswegen, weil sie bis heute einflussreiche Ämter in der Regierung ausüben und kein Interesse an einer Aufklärung haben. Viele (zumeist durch ausländische Journalisten verfasste) kritische Veröffentlichungen, die Licht in diese junge dunkle Vergangenheit bringen, stehen in Kambodscha auf dem Index. Doch das Volk ist ohnehin voll ausgelastet, sein tägliches Brot zu ergattern, so dass zur Aufarbeitung der Vergangenheit kaum Zeit bliebe.  Und die jungen Generationen werden kaum noch Fragen stellen, da Sie (wenn nicht von betroffenen Familienmitgliedern), über den Völkermord kaum noch etwas wissen.

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 Sihanoukville

Zu Ehren des damaligen Königs Sihanouk, der die Unabhängigkeit Kambodschas von den Franzosen herbeigeführt hat, wurde der Badeort in der südlichen Provinz Kampot nach dem König benannt. Es gibt 7 Strände in Sihanoukville und jeder hat seine eigene Geschichte. Berühmt ist der Indipendence Beach mit seinem legendären Indipendence Hotel, in dem sich in den 60ern die High Society des Landes getummelt hat. Caterine Deneuve war hier ebenfalls zu Gast. Doch der Krieg hat auch diesen Ort nicht verschont, und das Hotel ist derzeit wegen Renovierung geschlossen. Es soll jedoch nach Beendigung der Arbeiten ein glanzvolles Revival erfahren, denn Sihanoukville hat sich jetzt schon zu einem kleinen Touristenzentrum entwickelt.

Die Strände sind nicht zu vergleichen mit Thailands Stränden, das Meer hier am Golf von Thailand ist indes warm wie Badewaaser. Es gibt einsame und verlassene Strände wie z. B. den Ortes Beach, oder den mit Bars und Bungalows gespickten Ochheutel Beach. Hier fanden wir reizende Cafes mit Liegen am Strand, wo wir den Sonnenuntergang geniessen konnten. Doch die Ruhe und Entspannung wird oft unterbrochen. Im 10sekunden Takt kommen Kinder und Frauen oder Bettler vorbei, die entweder Getränke, Essen, Armbänder, Postkarten, Kopien von Lonely Planet Ausgaben oder Maniküre und Pediküre vertikken wollen. Dies geschieht auf eine solch penetrante Art und Weise, dass man größte Mühe hat, freundlich zu bleiben. Getoppt wird dies alles nur noch von den Motofahrern, die in Scharen vor den Hotels, Guest Houses und Restaurants warten, um den Touristen im Hinausgehen aufzulauern und sich dann zu zehnt auf die Beute zu stürzen. Wir waren es schliesslich so leid, dass wir auch weitere Wege zu Fuß gingen.

Bei einer unserer Wanderungen in die Stadt haben wir aber doch noch eine Oase der Ruhe gefunden: Die Holy Cow. Ein Restaurant, Bar und Cafe, das von dem Iren Steve und seiner australischen Freundin Naomi geführt wird. Ein geschmackvoll und mit viel Liebe zum Detail eingerichtetes Haus, wo der Hausherr selbst am Herd steht. Steve und Naomi haben 1996 ihre Liebe zu Kambodscha entdeckt und vor zwei Jahren dieses Restaurant eröffnet. Das Essen wird unter hygienischen Bedingungen westlicher Küchen zubereitet, und wir essen zum ersten Mal seitdem wir auf Reisen sind, wieder Salat und Kartoffeln:

Sihanooukville

Mashed Potatoes und Jacked Potatoes mit außergewöhnlichen Zutaten und Gewürzen. Eine wahre Gaumenfreude.

Seitdem essen wir nur noch in der Holy Cow! Nicht nur, dass Steve und Naomi äußerst freundlich und nette Gesellschaft sind, sie erzählen uns auch sehr viel über das Leben der Menschen und die Kleinigkeiten, die sie im Laufe der Jahre mit ihren Angestellten erlebt haben. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie schwer es für die Einheimischen ist, westliche Gepflogenheiten anzunehmen. Z.B. müssen deren Angestellte, bevor sie die Küche betreten, die Hände waschen. Das Essen wird, im Gegensatz zu kambodschanischen Restaurant und Küchen, NICHT auf dem Boden zubereitet sondern auf der Theke, und das aus dem See kommende Trinkwasser für Gäste wird abgekocht. Sie tun es nun, weil es ihnen so beigebracht wurde, aber sie verstehen bis heute nicht weshalb. Sie können nicht verstehen, dass im Wasser Bakterien sind, die durch das Erhitzen abgetötet werden, man sieht diese Bakterien ja nicht, demnach sind sie nicht da. Sie können auch nicht verstehen, dass es eventuell einen Zusammenhang zwischen mangelnder Hygiene und Todesursachen gibt. Steve erzählte uns von 50 Fischern, die Fische gefangen haben, im Netz hatte sich eine Schildkröte verfangen, die schon lange tot war. Die Fischer haben die Schildkröte gegessen, 5 Fischer sind gestorben, die anderen waren sehr krank. Aber man hat nicht das Aas damit in Verbindung gebracht. Für uns ist es schwer nachzuvollziehen, dass solche elementaren Kenntnisse einfach nicht da sind. Andrerseits – woher auch? Die Medizin ist in Kambodscha  sehr wenig entwickelt. Wenn jemand stirbt, werden die Ursachen eigentlich nicht hinterfragt. Er ist eben gestorben.

However. Wir haben die Stunden bei Steve und Naomi in der HOLY COW sehr genossen, und können diese Adresse für alle Besucher von Sihanoukville sehr empfehlen. Während unseres Aufenthalts in Cambodia durften wir noch vieles mehr über das hiesige Leben, die Menschen und deren Bräuche lernen, als wir es hier beschreiben konnten. Manchmal waren wir schockiert, oft lachten wir uns halb kaputt und viele Erlebnisse waren einfach nur schön. Wie eingangs schon gesagt, ein Land mit vielen Gegensätzen. Wir sind sehr gespannt auf seine zukünftige Entwicklung und möchten diese aus der Ferne weiterverfolgen. Nun reisen wir aber erst einmal weiter nach Vietnam.

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